Okahandja II (2023)

Bau von 2 Klassenräumen inkl. Möbel, Lagerraum und Sanitärtrakt

Standort:

Okahandja II (Namibia/Afrika)

Projektpartner vor Ort: Steps for Children 

Land, Region

Namibia, ein Land im südlichen Afrika und ehemalige deutsche Kolonie ist ein Land großer Gegensätze. Die Kluft zwischen Arm und Reich – im internationalen Ländervergleich – ist größer als in nahezu allen anderen afrikanischen Ländern (gem. Gini-Index zur Vermögens- und Einkommensverteilung). Seit 2013 leidet das Land unter einer Serie großer Trockenheit. Nach extremer Dürre, Nahrungsmittelknappheit und Notstand im Jahr 2019 erschwerten 2020 starke Regenfälle und Überschwemmungen das Leben der Menschen besonders in den Armenvierteln. Die Corona Pandemie vor kurzem und die hohe Inflation jetzt ließen keine Erholung zu.
Der Projektort Okahandja liegt ca. 70 Kilometer von der Hauptstadt Windhoek entfernt.

Allgemeiner Hintergrund

Der Bedarf nach Unterstützung wächst in diesen kritischen Zeiten. Es gibt mehr und mehr Kinder, deren Angehörige nicht mehr in der Lage sind, ihre Kinder angemessen zu versorgen.
Das hat seine Gründe: Infolge der Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges hat sich die Not in Namibia stark erhöht. Informell Beschäftigte und Straßenhändler*innen verloren während der Lockdowns jedwede Möglichkeit, Einkommen zu erwirtschaften. Ohne soziale Absicherung nahm die Armut dramatisch zu. Namibias Bürger*innen und Bürger hatten keine Zeit, sich von den Auswirkungen der Pandemie zu erholen, denn mit dem Ukraine-Krieg verteuerten sich umgehend die Energie- als auch die Lebenshaltungskosten, insbesondere für Grundnahrungsmittel wie beispielsweise Mais, Milch und Speiseöl. Unsere Projektleiterin Sonja Schneider-Waterberg berichtet von Preissteigerungen um bis zu 30 %. Für die bereits von Armut betroffenen Familien eine Katastrophe. So wird selbst der heimische Maisbrei jetzt für viele Familien zu teuer.

Namibia belegt im Welthunger-Index Platz 78 von 121 Ländern und ist beim Gini-Index (ein statistisches Maß für die Ungleichverteilungen in einem Land) auf Platz 5 weltweit: es herrscht eine extreme Ungleichheit zwischen armen und wohlhabenden Haushalten. Laut BIG (Basic Income Grant) hat Namibia die zweithöchste Arbeitslosenquote und eine Jugendarbeitslosigkeit von rund 50 %. Unterernährung ist laut BIG nach wie vor die häufigste Todesursache bei Kindern unter fünf Jahren in Namibia.

Bildung ist wichtig für die individuelle und gesellschaftliche Entwicklung. Bildung findet in Kindergärten, Schulen sowie in Aus- und Fortbildungen statt. Bildung verbessert die Chancen auf Erwerb und damit auch auf Wohlstand und Frieden. Bildung ist für die Entstehung einer Mittelschicht und damit für eine wettbewerbsfähige Wirtschaft unerlässlich. Bildung ist deswegen auch für die Entstehung einer zukunftsfähigen namibischen Gesellschaft sehr wichtig. Die aktuellen Krisen drohen, bisher erreichtes wieder zunichtezumachen.

Auch vermehrt betroffen und genauso wichtig: Kinder im Alter bis zu 6 Jahren und ihr mangelnder Zugang zu vorschulischer Bildung. Dabei ist der Förderbedarf vieler Kinder aus den Informal Settlements meist aufgrund verschiedenster Umstände sehr groß. Fehlende Unterstützung durch die Familie, fein- und motorische Entwicklungsbedarfe aufgrund fehlender Anreize in der frühen Kindheit, enorme Herausforderungen beim Erlernen der englischen Amtssprache, die im Umfeld meist nur wenig oder schlecht gesprochen wird sowie die Erfahrung von Gewalt, Missbrauch und Diskriminierung bedürfen individueller Begleitung und angemessener Förderung.

Lernen und freudige Spielerfahrungen ermöglichen es den Kindern darüber hinaus, sich bewusst wahrzunehmen, ihre Möglichkeiten und Grenzen realistisch einzuschätzen, zu akzeptieren und step by step zu erweitern. Diese Erfahrungen sind ungemein wichtig für die Entwicklung von Sozial- und Handlungskompetenzen sowie die Entwicklung der eigenen Selbstwirksamkeit. Also Erfahrungen, die später auch helfen, die schulischen oder beruflichen Herausforderungen zu meistern.

Aufgrund der aktuellen Krisen ist für die Kinder aus den Informal Settlements Namibias der Zugang zu Bildung und Ernährung noch schwerer geworden. Essen und Bildung kosten Geld und die Familien haben in diesen kritischen Zeiten selten die finanziellen Möglichkeiten, ihre Kinder angemessen zu ernähren und zu unterstützen.

Hintergrund zum Projekt und aktuelle Herausforderungen

Okahandja, die grüne Gartenstadt Namibias, 70 km von Windhoek entfernt, ist ein wichtiges Zentrum der Herero. 1904 begann hier der Aufstand der Herero, um sich gegen koloniale Landnahme und den Verlust von Lebensraum, Identität und Kultur zur Wehr zu setzen. Nach 7 Monate Bürgerkrieg gegen die deutsche Kolonialmacht und der Schlacht am Waterberg begann die Vertreibung der Hereros. Tausende Herero verdursteten.
Von den aktuell 23.000 Einwohner*innen leben heute ca. 80 % in den Informal Settlements, ohne Zugang zu Erwerbsarbeit und meist ohne Wasser, Strom, Sanitäranlagen und Rechten an dem Land, auf dem sie wohnen. Armut ist nach wie vor weit verbreitet. In einem der größten der Informal Settlements, dem „Five Rand Camp“, befindet sich unsere Partnerorganisation, die Bildungseinrichtung Ileni Tulikwafeni.

2003 wurde "Ileni Tulikwafeni – House of hope and trust" von Kaunapawa Lourencia Philemon für die benachteiligten Kinder aus dem „Five Rand Camp“ gegründet. Ileni Tulikwafeni - übersetzt „Kommt alle, lasst uns zusammenarbeiten!“ - ist zugleich Aufruf wie auch Motto der Gründerin, ihrer engagierten Mitarbeiter*innen und der Community, die schon seit vielen Jahren dafür kämpfen, Hunger und Armut zu reduzieren und Kindern den Zugang zu Bildung trotz Armut zu ermöglichen. 2022 wurden hier 200 Kinder von der Krippe bis zur Vorschule sowie im Nachmittags-Nachhilfe-Unterricht von 9 Mitarbeiter*innen pädagogisch betreut und gefördert sowie über den Mittagstisch mit gesunden Mahlzeiten versorgt.

Zielgruppen des Centers sind
• Waisenkinder
• andere gefährdete Kinder und Jugendliche (Kindergarten-/Vorschulalter)
• Schulkinder sowie Jugendliche ohne Zugang zur Schule, sogenannte Drop-Outs
• kirchliche Jugendgruppen
• ältere Menschen
• Menschen mit Behinderungen
• an HIV/Aids und Tuberkulose und Krebs erkrankte Menschen

Zusätzlich zur Krippe, Vorschule und Nachmittagsunterricht steht das Community Center den Einwohnern täglich offen. Auch kann jedes Gemeindemitglied Kurse anbieten, so sie dem Konzept der Einrichtung und dem Bedarf entsprechen. Viele Kurse oder sogenannte Clubs sind von Jugendlichen selbstinitiiert und werden auch von ihnen geleitet. Das zeigt die große Akzeptanz des Centers und die Motivation für Selbstwirksamkeit.

Die sozialen und Bildungsmaßnahmen sind:
• Suppenküche - Versorgung von mehr als 1.000 Kindern und 100 älteren Menschen
• Early Childhood Development / Kindergarten- und Vorschulunterricht
• Hausaufgabenhilfe für Schulkinder/Jugendliche
• Kirchliche Angebote
• Jungen- und Mädchen-Clubs
• Theater- und Tanzgruppen
• Alphabetisierungskurse für Erwachsene (Lesen, Schreiben, Rechnen)
• Anleitung in Gartenarbeit/Gemüseanbau
• Erste-Hilfe-Kurse
• Aufklärung und Unterstützung bei AIDS einschl. Selbsthilfegruppen
• Beratung und Unterstützung alter Menschen und Menschen mit TBC/Krebs
• Aufklärung in Rechtsfragen
• Netzwerk zur Kriminalitätsbekämpfung
• Unterstützung älterer Menschen in ihren Unterkünften (home-based-care-meetings)
• Weitere Nachbarschaftshilfen
• mobile Klinik

Ileni Tulikwafeni wurde 2019 Kooperationspartner von steps for children. Bereits 2021 wurde aufgrund der Pandemie-bedingten Not und dem rasanten Anstieg von Armut und Hunger, eine durch steps initiierte Suppenküche für 300 bedürftige Kinder aus der unmittelbaren Umgebung eröffnet. Da sich inzwischen bis zu 1.000 Kinder in der langen Schlange vor der Suppenküche einreihen, wird an dem Ausbau der Kapazitäten gearbeitet.
steps for children hat hier auch in einem Einkommen erzielenden step investiert. Ein Hühnerstall mit solarbetriebenem Brutkasten ermöglicht den Verkauf von Eiern, Küken und Hühnern. Der benachbarte Garten liefert frisches Gemüse zur Versorgung der Kinder.

2022 wurden hier bereits mit der Reiner Meutsch Stiftung FLY & HELP und steps for children zwei neue Klassenräume für mittellose Kinder fertiggestellt, um vormittags in dieser Schule die Vorschüler und nachmittags die Schutzengelkinder im Nachhilfeunterricht zu fördern. Die Räume und der ebenfalls erbaute Spielplatz wurden sehr gut angenommen. Die Kinder kommen gerne und nehmen dankbar die Förderung und wertschätzenden Betreuungsangebote an. Mehr Eltern und Kinder fragen nach, ob nicht auch sie einen festen Platz in der Einrichtung bekommen könnten.

Projektmaßnahmen / Projektbeschreibung

Die Projektmaßnahme umfasst den Bau eines neuen Schulgebäudes mit zwei Klassenräumen für mehr Raumkapazität und Aufnahme zusätzlicher Schüler. Außerdem werden 40 Stühle und 20 Tische für die Kinder und 2 Tische für die Lehrerinnen ebenso wie Unterrichtsmaterialien angeschafft
Das neue Gebäude wird 2 Unterrichtsräume in der Größe von je ca. 30 qm inklusive Sanitärtrakt umfassen. Darüber hinaus ist zwischen den Klassenzimmern ein entsprechend großen Lagerraumes mit 10 qm konzipiert, um Lehrmaterialien, Mobiliar und Reinigungsmittel sicher zu verwahren.

Fördervolumen: 40.000 Euro

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