Majhi Ghau (2017)

Schulwiederaufbau nach dem Jahrhundertbeben

Standort:

Majhi Ghau (Nepal/Asien)

Projektpartner vor Ort: Help - Hilfe zur Selbsthilfe e.V.

Am 25. April 2015 wurde Nepal von dem schwersten Erdbeben seit 81 Jahren erschüttert. Das Beben der Stärke 7,8 und zahlreiche starke Nachbeben forderten fast 9.000 Tote und über 22.000 Verletzte. In den dörflichen Bergregionen sind die Häuser traditionell aus Steinen und Lehm in die Hänge gebaut. Einem Erdbeben halten nur die wenigsten Stand. 600.000 Häuser wurden völlig zerstört, weitere 300.000 stark beschädigt. Mehr als 1,1 Millionen Kinder können bis auf weiteres keinen oder nur eingeschränkt Unterricht erhalten, weil die Mehrzahl der Schulgebäude dem Erdboden gleichgemacht wurde. Insgesamt wurden durch die Beben 37.000 Klassenzimmer vollständig zerstört, weitere 280.000 sind extrem sanierungsbedürftig.

Wie bereits bei früheren Katastropheneinsätzen arbeitete unsere Partnerorganisation auch bei diesem Einsatz wieder mit einer weiteren deutschen Hilfsorganisation international tätiger Feuerwehrleute, zusammen. Deren sechsköpfiges Team mit zwei Rettungshunden erreichte knapp 48 Stunden nach dem Beben Nepal. Die erfahrene Crew half eine Woche lang bei der Suche nach und der Bergung von Überlebenden.

Unser Partner entsandte des Weiteren auch zwei erfahrene Nothelfer nach Nepal, um weitere Hilfsmaßnahmen zu koordinieren. Die beiden Bauingenieure arbeiteten in engem Austausch mit anderen deutschen Hilfsorganisationen vor Ort und identifizierten im Distrikt Sindhupalchok die besonders stark von den Auswirkungen des Erdbebens betroffene und bislang von jeglicher Hilfe abgeschlossene Gemeinde Thulo Sirubari. Thulo Sirubari liegt am südlichen Rand des Distrikts Sindhupalchocks. Sindhupalchock in Zentralnepal ist ca. 60 km vom Epizentrum des Bebens vom 25.04.2015 entfernt, nah genug um einer der am schlimmsten betroffenen Provinzen in ganz Nepal zu sein. Die Gemeinde besteht aus neun Bezirken und 82 Dörfern und Weilern.

An die Familien in Thulo Sirubari wurden 1.200 Shelter Kits bestehend aus Planen und Seilen sowie 1.700 Werkzeugkästen mit Werkzeugen wie Zimmermannshammern, Schaufeln und Handsägen verteilt. Damit wurden erste Maßnahmen zur Schuttbeseitigung gestartet und provisorische Übergangsbauten errichtet. Die Verteilungen wurden mit sogenannten Cash-for-Work-Maßnahmen verknüpft, d.h. die Menschen erhielten eine kleine Entlohnung für die von ihnen verrichteten Aufräumarbeiten, um sich so auch wieder selbst versorgen zu können. Zum Schutz vor dem Monsun und zur Vorbereitung auf den Wiederaufbau verteilte Help zudem festes Dachmaterial an 1.700 Haushalte und schult Handwerker in erdbebensicherem Bauen.

Schulen in Thulo Sirubari:

95,5 Prozent der Häuser und öffentlichen Infrastruktur in Thulo Sirubari sind durch die Beben zerstört worden. In der Gemeinde leben 2.056 Familien, das sind 9.905 Personen. Ein Drittel der Bewohner ist jünger als 18 Jahre. Vor dem Beben gab es zehn Schulen in der Region, die von Schülern bis zu ihrem 12. Lebensjahr besucht wurden.

Das entlegene Dorf Majhi Ghau liegt im bergigen Westen von Thulo Sirubari. In dem Weiler leben 368 Menschen, davon 69 Kinder zwischen drei und elf Jahren. Während des Monsuns ist das Dorf nur mit Allradfahrzeugen, zu Fuß oder per Hubschrauber zu erreichen. Vor dem Erdbeben gab es eine Schule in einfacher Lehmbauweise mit fünf Klassen und einem Kindergarten. Am Tag der Katastrophe wurde das Schulgebäude vollkommen zerstört. Da sich das Beben an einem Samstag ereignete, wurden glücklicherweise keine Kinder und Lehrer verletzt. Jedoch verloren die Schülerinnen und Schüler aus Majhi Ghau an diesem Apriltag mit einem Schlag ihre einzige Chance auf Bildung und damit die Hoffnung auf einen Weg aus der Armut. Der Zugang zu Bildung ist in Nepal ohnehin oftmals erschwert, bedingt durch die wirtschaftliche Not vieler Familien und einem immer noch ausgeprägten Kastensystem, das Diskriminierung und Ausschluss der unteren Klassen begünstigt. Viele Kinder, die in Nepal nicht zur Schule gehen, müssen zudem – wie in vielen anderen weniger entwickelten Ländern auch – Zuhause und auf den Feldern der Familie mitarbeiten.

Schulwiederaufbau in Majhi Ghau:

Momentan haben die Kinder in Majhi Ghau nur sehr unregelmäßig Unterricht in einem sogenannten „Temporary Learning Center (TLC)“, also einer behelfsmäßigen Übergangsstruktur aus Bambusstangen und Zeltplanen, in der bei weitem nicht alle Schülerinnen und Schüler Platz haben. Während der starken Regenfälle des Monsuns fällt der Unterricht aus. Um die sichere Entwicklung und Ausbildung der Kinder im Dorf zu gewährleisten und ihre Zukunftsperspektiven zu verbessern, plant unser Projektpartner den Wiederaufbau der örtlichen Schule. Er arbeitet grundsätzlich nach dem Prinzip „build back better“, einem der wichtigsten Grundsätze der internationalen humanitären Hilfe.

Nach diesem Leitmotiv soll die Situation für die Betroffenen nach dem Wiederaufbau möglichst gegenüber der Ursprungssituation vor der Katastrophe verbessert sein. Im Fall der Dorfschule von Majhi Ghau entspricht dies dem Bau eines erdbebensicheren Gebäudes und der Errichtung zusätzlicher Räumlichkeiten für eine Schulküche sowie geschlechtergetrennte Toilettenanlagen. Dazu arbeitet Help eng mit der lokalen Schulbehörde zusammen und erstellt die Baupläne nach den kürzlich aktualisierten Leitlinien der National Society for Earthquake-Technology Nepal (NSET). Um die Schulanlage so kindgerecht wie möglich zu gestalten, wird bei der Planung zudem das UNICEF-Modell der „child-friendly schools“ angewendet. Beim Bau der Sanitäreinrichtungen wird sich an den international anerkannten Sphere-Standards der humanitären Hilfe orientiert.

Fördervolumen: 40.000 Euro

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