Kailahun (2018)
Bau von drei Klassenräumen, Brunnen und Latrinen
Standort:
Kailahun (Sierra Leone/Afrika)
Projektpartner vor Ort: Welthungerhilfe
Hintergrund und Projektgebiet
Das Schulprojekt wird im Distrikt Kailahun durchgeführt, der zu den Haupteinsatzgebieten unserer Partnerorganisation in den südöstlichen Provinzen Sierra Leones gehören. Sie führt in dieser Region mehrere Projekte durch, wie z.B. die Entwicklung von Marktfrüchten (sog. „cash crops“) wie Kaffee und Kakao, Gesundheitsinfrastruktur, kommunale Wasser- und Sanitärversorgung, Müllentsorgung, Ernährungserziehung und ernährungsbewusste Landwirtschaft sowie erneuerbare Energien.
Kailahun gehört zu den wichtigsten Kakao- und Kaffeeanbaugebieten des Landes. 31% der Haushalte in Kailahun sind mit der Produktion dieser Nutzpflanzen beschäftigt. Sie gehören aber auch zu den Bezirken mit den höchsten Raten an Ernährungsunsicherheit und Unterernährung. Laut der in 2015 vom Welternährungsprogramm durchgeführten Studie - Comprehensive Food Security and Vulnerability Assessment (CFSVA), hat fast die Hälfte aller Haushalte (49,8% oder 3.186.187 Menschen) dauerhaft nicht genügend zu Essen. Die Ernährungsunsicherheit ist in ländlichen Gebieten (59,7%) deutlich höher als in städtischen Gebieten (25,1%). Im Vergleich zu den Ergebnissen der CFSVA 2010 wurde festgestellt, dass sich die Ernährungsunsicherheit im Distrikt Kailahun mindestens verdoppelt hat. Laut dem Food Consumption Score (ein Indikator, der die Nahrungsaufnahme eines Haushalts über einen Zeitraum von 7 Tagen misst), ergab die Studie, dass 76% der Haushalte in Kailahun einen schlechten oder ungenügenden Nahrungsmittelverbrauch haben, was bedeutet, dass sie keine ausreichende Nahrung zu sich nehmen, um ein aktives und gesundes Leben zu führen.
Der Distrikt Kailahun ist ein abgelegenes ländliches Gebiet, das sich durch eine schlechte Infrastruktur, Straßen und Marktzugänglichkeit auszeichnen, was sowohl den Zugang zu Nahrungsmitteln als auch deren Verfügbarkeit beeinträchtigt. Darüber hinaus war Kailahun einer der ersten Distrikte, die vom Ausbruch des Ebolavirus im Mai 2014 betroffen waren, was dazu führte, dass strenge Beschränkungen für die Ein- und Ausreise in diese Regionen durchgesetzt wurden, um die Ausbreitung des Virus zu stoppen. Angst und Unsicherheit kennzeichneten die Anfangsphase des Ausbruchs sowie eine erhebliche Zeitverzögerung bei der Bereitstellung von Nahrungsmitteln und anderen Hilfsgütern für die betroffenen Gemeinden. Infolgedessen war Kailahun für einen längeren Zeitraum weitgehend vom Rest des Landes abgeschnitten. Dies betraf auch die landwirtschaftliche Produktion und den Handel mit Nahrungsmitteln. Insbesondere die Kleinbauern, die Kaffee und Kakao anbauen, waren zudem von strengen Exportbeschränkungen aufgrund der Ebola-Epidemie betroffen – ein weiterer Grund für die verzeichnete Zunahme der Ernährungsunsicherheit zwischen 2010 und 2015. Da die Zeit der Kaffee- und Kakaoernte mit dem Ausbruch der Epidemie zusammenfiel, konnten die Bauern ihre Erträge nicht an Händler verkaufen, sodass den Familien kein oder kaum Einkommen zur Verfügung stand, um Lebensmittel zu kaufen.
Das Bildungsniveau in Kailahun ist sehr niedrig – nur 53,2% der Bevölkerung über 15 Jahren in Kailahun haben jemals eine Ausbildung erhalten (gegenüber einem nationalen Durchschnitt von 54,4%), wobei Frauen gegenüber Männern deutlich stärker benachteiligt sind. Der fehlende Zugang zu Bildung in Sierra Leone ist ein chronisches Problem, das von 18,4% der Jungen und 16,6% der Mädchen, die nie eine Schule besucht haben, belegt wird. Laut CSFVA 2015 waren 8,7% der männlichen und 8,7% der weiblichen Kinder im Alter von 6-15 Jahren in Kailahun zum Zeitpunkt der Erhebung nicht eingeschult.
Der Zugang zu Bildungseinrichtungen ist im ganzen Land eine Herausforderung. Nur 55,3% der Gemeinden in Kailahun haben eine funktionierende Grundschule in ihren Gemeinden. Im Durchschnitt laufen die Kinder in Kailahun mehr als 3 Kilometer zur nächsten Grundschule. Auf diesen langen Schulwegen sind vor allem Mädchen gefährdet für Überfälle und Missbrauch, was für Eltern ein häufiger Grund ist, ihre Töchter gar nicht erst in die Schule zu schicken.
Schulbesuch und Ausbildung sind eine große Herausforderung für Kinder in armen, ländlichen Familien. 19% der Kinder in Kailahun verlassen die Schule bereits nach Abschluss der Grundschule. Als Gründe für den Ausstieg werden unter anderem fehlendes Geld für Schulgebühren und andere Kosten sowie mangelndes Interesse an der Schule genannt - letzteres dürfte sowohl auf die Qualität des Unterrichts als auch auf die Ausstattung der Schule zurückzuführen sein. Das Fehlen von ausgebildeten und qualifizierten Lehrern ist ein Hauptgrund für die schlechte Qualität der Ausbildung in Sierra Leone. Die wenigen vorhandenen Lehrer werden schlecht bezahlt, was zu häufiger Abwesenheit und auch zu Korruption im Schulsystem führt.
Standortauswahl: Gemeinde Jengbullu, Distrikt Kailahun
Unser Projektpartner hat in Zusammenarbeit mit dem Kailahun District Council und dem Kailahun Ministry of Education eine gemeinsame Bewertung der drei am stärksten gefährdeten Schulen des Distrikts durchgeführt, um eine endgültige Auswahl des Projektstandorts zu treffen. Vor der Bewertung hatte das Bildungsministerium soeben eine kreisweite Erhebung der Bildungseinrichtungen durchgeführt. Die Auswahl der zu bewertenden Standorte erfolgte nach den Prioritäten des Distrikts in Kombination mit den Kriterien unseres Partners (z.B. Cash Crop Farming Area, allgemeine Erreichbarkeit).
Basierend auf der Bewertung wurde die Gemeinde Jengbullu in Luawa Chiefdom als vorrangiger Standort ausgewählt. Jengbullu besteht aus 315 Haushalten (ca. 2.500 Personen) und ist der größte Ort in der Region. Nahezu jeder Haushalt ist mit dem Anbau von Nutzpflanzen als Einkommensquelle befasst. Es gibt keine andere soziale Infrastruktur (z.B. Gesundheitseinrichtung) im Dorf.
Der Name der Schule ist Kailahun District Education Committee Primary School Jengbullu.
Die Schule hat 359 Schüler (166 Jungen und 193 Mädchen), verteilt auf 6 Klassenstufen.
Die Schule befindet sich seit 1964 im Dorf, hat jedoch keine feste Struktur und nutzt derzeit ein Lager. Es gibt keinerlei Toiletten und sanitäre Anlagen in der Schule.
Die Schule beschäftigt 5 Lehrer, also ein Lehrer-Schüler-Verhältnis von 1:72. Die Klassen 2-5 werden im selben Raum unterrichtet. Die Gemeinschaft ist sehr dankbar für das Projekt und hat sich verpflichtet, zu seiner Umsetzung beizutragen. Zu den Gemeinschaftsbeiträgen gehören Sand und Stein für den Bau sowie lokale Arbeitskräfte. Die Gemeinde hat bereits eine gute Initiative zur Selbsthilfe gezeigt, z.B. durch den Bau einer eigenen Gesundheitsklinik (wenn auch derzeit nicht funktionsfähig).
Projektmaßnahmen:
Mit dem verfügbaren Budget ist es möglich, eine Schule mit mindestens 3 Klassenzimmern mit einer hochwertigen Sanitäreinrichtung sowie einer Solaranlage zu bauen. Nach den nationalen Standards für die Bildungsinfrastruktur hat jedes Klassenzimmer eine Klassengröße von 40 Kindern.
Die Schule wird mit Hygiene- und Sanitäreinrichtungen wie einem Trinkwasserbrunnen gemäß den nationalen Standards ausgestattet. Es wird getrennte Toiletten für Jungen und Mädchen geben, da der Mangel an richtigen und getrennten Toiletten die Gefährdung der Schülerinnen durch Belästigungen erhöht, und die Mädchen auch davon abhält, während der Menstruation zur Schule zu gehen.
Die Schule wird außerdem mit robusten und langlebigen Möbeln für die SchülerInnen, Lehrerpulten und anderen wichtigen Unterrichtsmaterialien wie Regalen und Tafeln ausgestattet.
Solaranlagen an den Schulen dienen dazu, dass die SchülerInnen bei Bedarf auch abends lernen können (in Äquatornähe geht die Sonne ganzjährig früh unter). Außerdem kann die Schule dank der durch die Solaranlagen vorhandene Elektrizität außerhalb der Unterrichtszeiten auch für Gemeindeveranstaltungen genutzt werden. Darüber hinaus kann die Schulleitung aufgrund der Erfahrungen aus anderen Projekten unseres Projektpartners auch eine kleine Ladestation betreiben und Einnahmen für die Instandhaltung von Schulgebäuden und andere Aktivitäten generieren, was die Nachhaltigkeit des Projekts erhöht.
Neben dem Bau der Schule selbst wird es ergänzende Aktivitäten wie die Schulung von Lehrerinnen und SchülervertreterInnen in Hygiene sowie der Instandhaltung insbesondere der Sanitäreinrichtungen geben. Für eine positive und nachhaltige Auswirkung auf die Hygiene und die sanitäre Umgebung in Schulen reicht es nicht aus, allein die Latrinen und Waschbecken zu installieren, auch Hygienepraktiken wie das Händewaschen und das richtige Haushalten mit dem wertvollen Trinkwasser müssen erlernt werden. Die Schüler werden ermutigt, sog. Hygiene-Clubs zu gründen, die ihr erlerntes Wissen zu den Themen Hygiene und Sanitärthemen an die anderen Schülerinnen und Schüler weitergeben sowie die ordnungsgemäße Nutzung von Gemeinschaftseinrichtungen wie Latrinen überwachen, um eine saubere und sichere Umgebung zu gewährleisten.
Fördervolumen: 49.000 Euro