Cassange II (2018)
Bau von vier neuer Klassenräumen und Toiletten
Standort:
Cassange II (Brasilien/Südamerika)
Projektpartner vor Ort: Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners e.V.
Hintergrund:
Das Projekt liegt auf der Halbinsel Maraú in Brasilien. Die Halbinsel Maraú ist von seltener natürlicher Schönheit, eingebettet zwischen dem atlantischen Ozean, Korallenriffen, atlantischem Regenwald und Mangroven. Aufgrund ihrer geografischen Abgeschiedenheit steht diese Schönheit der Natur jedoch im Kontrast zur Armut der einheimischen Bevölkerung, die bisher kaum Zugang zu Bildung hatte.
Dementsprechend liegt der Indikator IDH für Bildung (Stand 2010 IDH-M Education, UNO) im Landkreis Maraú bei 0,40 Punkten. Im Jahre 2000 lag er noch bei unglaublichen 0,13 Punkten, 1991 auf unterstem Niveau bei 0,05 Punkten.
Wichtig ist, in Betracht zu ziehen, dass sich diese Verbesserung im Einzugsgebiet der Waldorfschule bisher kaum spürbar gemacht hat, da sich die Investitionen seitens der Regierung auf den städtischen Bereich konzentriert haben, in dem es inzwischen öffentliche Schulen gibt. Diese sind jedoch hoffnungslos überfüllt; auch ist die Qualität des Unterrichts mangelhaft.
Weitere Informationen bezogen auf den Landkreis Maraú vom Brasilianischen Institut für Geografie und Statistiken IBGE Stand 2010:
• 47 % der Bevölkerung der über 15-Jährigen sind Analphabeten
• 52 % der Haushalte im ländlichen Bereich haben keine und weitere 47 % nur eine mangelhafte Abwasserversorgung
• in 72 % der ländlichen Haushalte liegt das pro Kopf Einkommen bei unter einem halben Mindestlohn (ca. € 100), bei 43% sogar unter einem Viertel (ca. 50 €)
• Der Indikator des Brasilianischen Bildungsministeriums für Grundschulen IDEB liegt für die Halbinsel Maraú bei 1,9 Punkten weit unter dem Durchschnitt von z.B. den Bundesländern Paraiba oder Amazonas mit 3,7 und 4,5 Punkte. Dieser Indikator zeigt die schulischen Leistungen an, mittels einer Analyse national standardisierter Tests.
Projektbeschreibung
Das Gesamt-Projekt beinhaltet den Bau einer Waldorfschule mit Kindergarten sowie Grund- und Hauptschule (1. bis 9. Klasse) in der Region Saleiro-Cassange auf der Halbinsel Maraú. Die Region liegt im Landkreis Maraú im Süden des Bundeslands Bahia.
Zur pädagogischen Unterstützung des Unterrichts, Erzeugung gesunder Lebensmittel für die Schüler und Förderung der handwerklichen Fähigkeiten, wird die Schule ergänzt durch einen biodynamischen Bauernhof und Werkstätten. Das Projekt ist Teil eines langfristigen Plans zur Verbesserung der Lebensqualität der bedürftigen einheimischen Bevölkerung und zur Förderung der nachhaltigen Entwicklung der Halbinsel Maraú.
Der Bau der Schule findet innerhalb von 4 Jahren in Etappen statt. Insgesamt wird die Schule nach Fertigstellung ca. 220 Kinder und Jugendliche der Region Saleiro-Cassange und Umgebung betreuen, darunter auch Kinder mit Behinderungen.
Ca. 10 Kilometer entfernt in Barra Grande existiert eine weitere Waldorfschule, in denen die Kinder von der 1. bis zur 5. Klasse unterrichtet werden können. Diese Schule kann aus Platzgründen nicht erweitert werden und die Nachfrage ist sehr groß. Es stehen viele Kinder auf der Warteliste.
Daher ist im ersten Schritt in Saleiro-Cassange die Errichtung der Klassen für die Jahrgänge 6-9 am dringendsten erforderlich. Später sollen auch die Klassen 1 bis 5 gebaut werden, damit der Bedarf an Schulplätzen gedeckt werden kann und die Kinder nicht täglich den weiten Weg bis Barra Grande zurücklegen müssen.
Auf dem 26 Hektar großen Grundstück wurde die erste Phase des Schulbaus bereits in 2017/2018 durch FLY & HELP finanziert. Hier sind vier Gebäude entstanden für die Klassenstufen 6 bis 9. Es werden auch einige Kinder der Klassenstufen 3 bis 5 aufgenommen, die sich dann behelfsmäßig die Klassenräume mit den großen Kindern aufteilen.
In der zweiten Phase ab Ende 2018 ist nun die Errichtung weiterer 4 Klassenräume für die Grundschule geplant. Jeder Klassenraum ist ein eigenständiges Gebäude.
Dank der Größe des Grundstücks, wovon die geplante Schule nur einen relativ kleinen Teil beansprucht, wird der vom atlantischen Regenwald bedeckte Teil in ein Naturschutzgebiet umgewandelt zur Verwendung als Wasserreservoir für die Schule und die einheimische Bevölkerung und auch zur Einführung der biodynamischen Landwirtschaft und Tierhaltung,
Die Schule hat mit der Gemeindeverwaltung bereits eine Partnerschaft vereinbart, um die Schule, pädagogisch unabhängig, in das öffentliche Schulnetz einzubinden. Die Partnerschaft ermöglicht es den Schülern einen staatlich anerkannten Schulabschluss abzulegen und ermöglicht eine finanzielle Unterstützung von der Gemeinde für Lehrergehälter, Schulspeisung und Schülertransport. Die als entwicklungsbedürftig eingestufte Gemeinde erhält dafür eine Unterstützung der brasilianischen Regierung.
Der Rest der laufenden Kosten wird durch Spenden und durch Beiträge von finanziell besser gestellten Elternfamilien geleistet.
Die Kinder und Jugendlichen kommen zu ca. 85 % aus bedürftigen Familien aus der Region, insgesamt aus allen gesellschaftlichen Schichten, Kulturen und Rassen. Die engagierte Mitarbeit bei der Gestaltung und Verwaltung der Schule und des Kindergartens sind ein wichtiger Beitrag für die Existenz der Schule.
Dies ist in Brasilien ein Ausnahmefall, denn in der Regel legen wohlhabendere brasilianische Eltern Wert darauf, ihre Kinder getrennt von den ärmeren Bevölkerungsschichten zu erziehen und auszubilden und schicken sie auf exklusive und teure Privatschulen, zu denen die Kinder aus ärmeren Bevölkerungsschichten keinen Zugang haben. Im Hinblick auf die soziale Integration von Kindern und deren Eltern aus unterschiedlichen Schichten ist das Konzept der neuen Schule ein sehr innovatives Projekt.
Projektmaßnahmen:
In der ersten Phase in 2016 wurden zwei Klassenräume und ein Verwaltunghaus gebaut.
Nun in der zwei zweiten Phase werden vier Klassenräume und Toiletten gebaut. Die Klassenräume werden als einstöckige unter sich verbundene Pavillons gebaut.
In der dritten und letzten Phase, die für 2021 geplant ist, wird das Projekt mit vier weiteren Klassenräumen und Toiletten komplettiert werden.
Fördervolumen: 105.000 Euro